Die ersten Begegnungen mit Deutschen fanden für viele Griech*innen, die später als Arbeitsmigrant*innen nach Deutschland kamen, in Griechenland während der deutschen Besatzung im Nationalsozialismus statt. Die deutsche Besatzung hat sich so als Erfahrung ins Gedächtnis dieser Menschen eingeschrieben. In Deutschland ist dieses Kapitel des Zweiten Weltkriegs jedoch wenig bekannt und wird kaum erinnert.
Die Besatzungsgeschichte Griechenlands im Zweiten Weltkrieg begann mit dem Angriff Italiens im Oktober 1940. Das unter der Metaxas-Diktatur regierte Griechenland war von Italiens faschistischem Machthaber Mussolini aufgefordert worden, militärische Stützpunkte auf griechischem Territorium vom italienischen Militär besetzen zu lassen. Metaxas lehnte dies ab, woraufhin italienische Truppen von Albanien aus in Griechenland einmarschierten. Griechische Truppen konnten diese jedoch schnell zurückdrängen. Die Ablehnung vonseiten Griechenlands wird bis heute als Feiertag („Ochi-Tag“, ochi = nein) in Griechenland begangen.
Im April 1941 überfiel Deutschland Griechenland zur Unterstützung seines Bündnispartners Italien. Griechenland musste nach schweren Kämpfen kapitulieren und wurde in drei Besatzungszonen aufgeteilt: Neben dem Deutschen Reich besetzten die mit Deutschland verbündeten Staaten Italien und Bulgarien das griechische Staatsgebiet. Infolge der bedingungslosen Kapitulation Italiens im September 1943 besetzte Deutschland auch die zuvor italienisch besetzten Gebiete. Bulgarien zog sich 1944 aus dem Bündnis zurück und erklärte Deutschland den Krieg, woraufhin Deutschland auch im bulgarisch besetzten Gebiet die Kontrolle übernahm.
Die deutschen Truppen gingen mit äußerster Brutalität und Terror gegen die zivile und oft widerständige Bevölkerung Griechenlands vor. Teilweise unter Beteiligung lokaler Kollaborateure begingen sie massenhaft Gräueltaten an der Zivilgesellschaft, die als Vergeltungsmaßnahmen für den bewaffneten Widerstand gerechtfertigt wurden. Dabei wurden ganze Dörfer verbrannt und ihre Einwohner*innen ermordet – sowohl Männer als auch Frauen, Kinder und Alte. Die wirtschaftliche Ausbeutung durch die deutsche Besatzungsmacht sowie durch eine Seeblockade der Alliierten führte zu enormer Lebensmittelknappheit. An der dadurch ausgelösten Hungersnot starben geschätzt 250.000 Menschen in Griechenland.
Im Laufe der Besatzungszeit bildeten sich Widerstandsorganisationen verschiedener politischer Lager. Die größte Gruppe bildete die linke Nationale Befreiungsfront (EAM) mit ihrem bewaffneten Arm der Griechischen Volksbefreiungsarmee (ELAS). Im rechten politischen Lager entstand der Nationale Republikanische Griechische Verband (EDES), der von Großbritannien unterstützt wurde. Rechte und linke Kräfte bekämpften sich bereits während der Besatzung auch gegenseitig. Nach dem Ende der Besatzung eskalierte der Konflikt zwischen den Gruppen und wurde im griechischen Bürgerkrieg 1946–1949 ausgetragen.
Aufgrund des wachsenden Widerstandes in Griechenland sowie der sich generell verschlechternden militärischen Situation des Deutschen Reiches (in Südosteuropa) zogen die deutschen Truppen im Herbst 1944 aus Griechenland ab. Die Besatzung kostete insgesamt etwa 600.000 Menschen das Leben. Bis heute leistete Deutschland keine Reparationszahlungen, trotz wiederholter Forderungen griechischer Regierungen und zivilgesellschaftlicher Initiativen. Festzustellen ist, dass es in Deutschland keine gesellschaftspolitischen Debatten dazu, jedoch deutsche staatliche Förderprogramme für erinnerungskulturelle Projekte gibt. Etwa 2.000 griechische Zwangsarbeiter*innen erhielten eine Entschädigung durch Mittel der Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft.
Da auf das Ende der deutschen Besatzung in Griechenland praktisch unmittelbar der Bürgerkrieg folgte, wurde es nicht zum positiven Bezugspunkt in der griechischen Erinnerungskultur. Der blutige Bürgerkrieg, in dessen Verlauf bis zu 200.000 Menschen starben, war eine weitere traumatische Erfahrung für die griechische Gesellschaft. Seine Folgen überlagerten lange Zeit die Aufarbeitung und Erinnerung an die Besatzung. Durch den Sieg rechter Kräfte – unterstützt von westlichen Staaten – herrschten im Nachkriegsgriechenland antikommunistische Ressentiments vor. Widerstand gegen die deutsche Besatzung wurde als per se links bzw. kommunistisch gebrandmarkt und nicht positiv erinnert und anerkannt. Dies änderte sich in den frühen 1980er Jahren, als eine linksgerichtete Regierung an die Macht kam.